Eingerahmt! Wie trainiere ich meine Kreativität? - 6 Fragen an Hannah Schieferle
Kreativität lässt sich nicht auf Knopfdruck abrufen. Schon gar nicht unter Zeitdruck. Aber sie lässt sich üben. Das habe ich im Workshop von Hannah Schieferle gelernt. Es macht unheimlich Spaß, ihre Kreativitätstechniken anzuwenden und zu merken, dass die Ideen dann nur noch so sprudeln. Es ist echt unglaublich, wie schnell man auf einmal zum gewünschten Ergebnis kommt.
Da Kreativität nicht nur bei der Bildrecherche und der Erarbeitung von Bildkonzepten hilfreich ist - auch bei vielen anderen Aufgaben helfen die Kreativitätstechniken - habe ich Hannah Schieferle als Gast in die Interviewserie "Eingerahmt" eingeladen. Hier ihre inspirierenden Antworten auf meine Fragen ...
Hannah, kann man Kreativität überhaupt erlernen oder muss mir hierfür das Talent schon in die Wiege gelegt worden sein?
Kreativität ist nicht nur „zeichnen können“. Kreativität ist noch viel mehr! Sie ist ein mächtiges Werkzeug, um Probleme zu lösen, indem wir vorhandenes Wissen neu verknüpfen. Ich bin der Meinung, dass wir alle kreativ sind. Wir müssen nur wissen, wie wir unserer Kreativität auf die Sprünge helfen können.
Wie gehe ich bei der kreativen Suche nach geeigneten Bildern vor? Was muss ich über den kreativen Prozess wissen?
Der kreative Prozess lässt sich in zwei Phasen unterteilen, die wir bewusst voneinander trennen sollten: Wir starten mit der der sogenannten „divergierenden Phase“. Da geht es darum, zuerst möglichst viele verschiedene Ideen zu sammeln. In dieser Phase ist der Einsatz von Kreativitätstechniken besonders wirkungsvoll, da sie uns helfen, eingefahrene Denkmuster zu verlassen. Stichwort „think outside the box“. Es ist wichtig, in dieser ersten Phase alle Ideen zuzulassen und nicht schon auszusortieren mit Gedanken wie: „Ja, aber das ist ja sowieso als Bildmotiv völlig abwegig“. Gerade auf Ideen, die anfänglich verrückt wirken, können wir weiter aufbauen. Daraus entstehen dann die wirklich neuen und innovativen Lösungen.
Wenn wir alle Ideen notiert haben, kommt die zweite, die „konvergierende Phase“. Jetzt sortieren wir alle zuvor gesammelten Ideen und legen mit Hilfe von Bewertungskriterien fest, welche der Ideen als Bildmotiv für unser Thema geeignet ist
Ist es besser, gemeinsam im Team kreativ zu arbeiten oder alleine für sich?
Beides hat seine Vorzüge. Im Team kann man sich gegenseitig inspirieren und kann auf den Ideen der anderen aufbauen, beispielsweise in einem gemeinsamen Brainstorming. Im Team muss man darauf achten, dass alle Ideen erlaubt und erwünscht sind und niemand für seine Einfälle kritisiert wird. Nur so bleiben alle motiviert und die Ideen können sprudeln.
Meine Erfahrung zeigt, dass man auch alleine sehr gut auf neue Ideen kommen kann, wenn man ein paar Techniken kennt. Das ist gar nicht so anstrengend, wie man denkt, sondern macht großen Spaß.
Ich sehe unsere Kreativität wie einen Muskel. Jeder hat ihn, aber wer ihn regelmäßig trainiert, kann dafür sorgen, dass der „Kreativmuskel“ nicht erschlafft, sondern stärker wird und im richtigen Moment aktiviert werden kann. Das klappt unabhängig davon, ob ich alleine oder im Team Ideen entwickeln möchte.
Mit welchen Techniken und Übungen können wir unsere Kreativität steigern?
Das ist bereits mit einfachen Übungen möglich, die wir in unseren Alltag integrieren können. Alles was uns dabei hilft, unser „in-bekannten-Mustern-Denken“ zu verlassen, stärkt unsere kreativen Fähigkeiten.
Kaufe beispielsweise eine Zeitschrift, die du normalerweise niemals lesen würdest. Blättere sie mit ehrlicher Neugierde durch und überlege: Wer ist die angesprochene Zielgruppe? Wie könnten die behandelten Themen mit meinen eigenen Themen in Verbindung gebracht werden?
Damit unser „Kreativmuskel“ fit bleibt, habe ich einen „Kreativitäts-Work-Out“ entwickelt und versende wöchentlich kostenlos via WhatsApp eine Übung oder Inspiration, die die Kreativität und Fantasie trainiert. Die Anmeldung ist jederzeit möglich und ich freue mich immer über neue Teilnehmer/innen!
Hier geht es zur Anmeldung meines wöchentlichen „Kreativitäts-Work-Out“
Zusätzlich gibt es Kreativitätstechniken wie zum Beispiel die „Reizwortanalyse“, die uns dabei helfen ein spezifisches Thema oder Problem aus einer anderen Perspektive zu betrachten, um dann Lösungen zu entwickeln.
Ob Erarbeitung eines Bildkonzeptes oder kreatives Suchen nach geeigneten Bildmotiven: Ich sitze vor dem Rechner, weiß nicht, was ich eingeben soll. Oder sitze vor einem weißen Blatt Papier, der Stift mag nicht loslegen. Wie geh ich mit Blockaden um?
Dann starte ich mit einer „Aufwärm-Übung“, die mit meinem eigentlichen Thema noch nichts zu tun hat: Ich nehme einen beliebigen Gegenstand in meiner Umgebung und überlege mir 10 Dinge, die ich mit diesem Gegenstand machen kann.
Beispiel Büroklammer: Damit kann man Papiere zusammen heften, sich am Kopf kratzen, im Handy die Sim-Karte entfernen, die Fingernägel reinigen, … was noch alles?
Danach eignet sich oft auch das „Clustering“. Eine Kreativitätstechnik, die hilft, meine Gedanken zu sortieren, zusammenzuführen und neue Verbindungen sichtbar zu machen. Diese Technik kann einem sehr gut die Angst vor dem leeren Blatt nehmen. Diese und weitere Techniken zeige ich auch den Teilnehmer/innen in meinen Workshops.
das war spannend! Stellst Du Dich bitte zum Abschluss des Interviews kurz vor?
Mein Name ist Hannah Schieferle, ich bin Informationsdesignerin und Systemische Moderatorin. Einer meiner Schwerpunkte ist das Thema „Kreativität“. In meine Workshops kommen Menschen, die beruflich und privat leichter auf innovative Ideen kommen möchten. Mir ist wichtig, Wissen und Tools zu vermitteln, die zu den einzelnen Persönlichkeiten und ihrem Anliegen passen und sofort anwendbar sind. Wer erfährt, wie man für die eigenen Themen selbständig Lösungen entwickeln kann, hat eine unglaublich wertvolle Stärke entdeckt.
Mehr über mich und meine Arbeit finden die Leser auf meiner Website.
Liebe Hannah, danke Dir für das geniale Interview und die Einladung zur Teilnahme an Deinem Kreativitäts-Work-Out.
Und wer selbst mal seine Kreativität sprudeln lassen will, kann den 2,5 Stunden Workshop “Kreativitätstechniken” im SMARTphotoschule Atelier besuchen. Es lohnt sich!