Illustrationen statt Fotos in der Bildkommunikation
Punkt, Punkt, Komma, Strich … und fertig ist die Illustration. So einfach ist es nun doch nicht. Um das gewünschte Thema mit wenigen Strichen darzustellen, sind Profis gefragt. Illustrationen sind trendy. Sie lassen sich wunderbar in der Bildsprache einsetzen - durchaus in Kombination mit Fotos. Vorher sollte man jedoch ein umfassendes Bildkonzept erstellen, das als Briefing für den/die Illustrator/in dient.
Genauso wie bei der Bildkommunikation mit Fotos können über Stile, Tonalität und Techniken zielgruppengerechte Motive entstehen. Von der Strichzeichnung über Flat Design bis hin zur fotorealistischen Zeichnung - alles ist möglich.
Entdecken Sie die Welt der Illustrationen und lernen Sie verschiedene Stile kennen.
Was anders ist, fällt auf
Illustrationen gibt es um einiges länger als Fotos - eigentlich seit der Höhlenmalerei. In der Bildkommunikation kommt jedoch meistens die viel jüngere Fotografie zum Einsatz. Dabei kann die Illustration so viel mehr. Zum Beispiel die bildliche Darstellung von Gedanken, Wünschen und Gefühlen.
Kompliziertes, Abstraktes, surreale Situationen, Kommunikation oder Übertreibungen lassen sich mit Illustration ideal darstellen. Unwirkliche Größenverhältnisse sind mit Fotos nur schwer oder gar nicht abbildbar, mit Illustrationen gelingt das mühelos.
Details können mit Illustrationen perfekt herausgearbeitet werden oder eben unwichtiges weggelassen werden. Darum werden sie meistens in Aufbau- bzw. Einbauanleitungen oder Gebrauchsanweisungen eingesetzt.
Illustrationen können Details klar und deutlich herausarbeiten und den Blick des Betrachters gezielt auf kleine, aber wichtige Einzelheiten lenken - denken wir nur an die Aufbauanleitungen von IKEA. Deshalb eignen sich Illustrationen super für Erklärfilme - aufs Wesentliche reduziert sind komplexe Sachverhalte einfach zu verstehen.
Oder sie nehmen uns mit auf eine Reise voller Geschichten (Storytelling), wie es in Wimmelbildern der Fall ist. Vielleicht mögen Illustrationen auch so gern, weil sie uns an die Kindheit erinnern, an die ersten Bilderbücher oder auch die Werbung mit dem HB-Männchen und Lurchi von Salamander?
Jede Menge Stilrichtungen
Ähnlich wie in der Fotografie gibt es auch bei Illustrationen unterschiedliche Stilrichtungen. Vorsicht beim Kombinieren von Grafiken unterschiedlicher Stile, das will gekonnt sein. Und nicht jede Stilrichtung passt zur Zielgruppe und zum Einsatzzweck.
Es gibt jede Menge Illustrationsstile. Hier will ich nur einige kurz vorstellen:
Comic / Cartoon
Technische Zeichnungen und Infografiken
Storyboard
Fotorealistische Illustrationen
Gemalte Illustrationen
Wimmelbilder
Flat Design
3D Illustrationen
Infografiken
Graphic Recording
Icons und Pictogramme
Weitere Stilrichtungen und vor allem Beispiele dazu finden Sie auf der Website der Münchner Illustratoren, beim Verband der Illustratoren oder auch bei den Illustratoren-Agenten.
Gern empfehle ich Ihnen für Ihr Projekt Illustratoren aus meinem Netzwerk, mit denen ich schon Projekte umgesetzt habe. Schicken Sie mir bitte eine kurze Nachricht per Mail.
Beispiele für unterschiedliche Stilrichtungen
Die wichtigsten Eckdaten für das Briefing
Ein gutes Briefing ist die Basis für gute Illustrationen. Die Künstlerin Sabine Lemke stellt ihren Kunden viele Fragen, bevor sie sich ans Werk mach. Hier ihre Fragenliste:
INHALT:
Beschreiben Sie das Thema möglichst genau.
WIRKUNG:
Was möchten Sie mit der Illustration bewirken?
Was ist das Wichtigste, das Sie durch die Illustration sichtbar machen wollen?
Welches Gefühl möchten Sie vermitteln?
Wen möchten Sie mit der Illustration ansprechen (Zielgruppe)?
Haben Sie bestimmte Vorstellungen vom Motiv?
VORGABEN / ABSTIMMUNG:
Klärung des Stils: Für welchen meiner Illustrationsstile entscheiden Sie sich? Möchten Sie das Thema durch illustrierten Figuren, Gegenstände oder als Symbole sichtbar machen?
Gibt es ein bestehendes Corporate Design?
Welche Farben, Stilelemente sollen in die Illustration integriert werden?
In welchen Medien möchten Sie die Illustration verwenden? (Online, Social Media, Print)
In welcher Größe, in welchem Format benötigen Sie die Illustration?
Wieviel verschiedene Illustationen oder verschiedene Ansichten der Illustrationen werden benötigt?
Wird das Thema in einem Bild sichtbar gemacht, als Bildergeschichte oder als Animation?
TERMIN / RECHTLICHES:
Bis wann benötigen Sie die fertige Illustration?
Wie lange soll die Nutzungsdauer gelten?
Der Weg zur Illustration
Illustrationen und Fotos - ein Dreamteam?
Die Kombination von Fotos und Illustrationen - und oft auch mit Schrift - will gekonnt sein. Gerade hier gilt es, den Bildstil im Sinne der zuvor festgelegten Bildsprache konsequent durchzuziehen. Das gilt auch für die Icon-Sprache oder für Siegel und andere Grafiken. Ansonsten signalisiert und das Unterbewusstsein “hier passt was nicht zusammen”. Schnell entsteht Chaos im Kopf des Betrachters und sein Bauchgefühl sagt, das ist nicht der richtige Anbieter für meine Anforderungen.
EIN MUSS: STIMMIGES BILDKONZEPT FÜR DIE KOMBINATION VON FOTOGRAFIE UND ILLUSTRATION
Ob Sie eine Agentur beauftragen oder selbst nach Bildmaterial suchen: Unterschätzen Sie nicht den Zeitaufwand für die Recherche nach Illustrationen zu verschiedenen Themen im ähnlichen Stil. Oft ist es einfacher, eine/n professionellen Illustrator/in zu beauftragen, der die Zeichnungen speziell für Ihr Projekt anfertigt. Dann wirken alle Illustrationen aus wie aus einem Guss und Sie haben allein die Nutzungsrechte. Und wenn später weitere Zeichnungen ergänzt werden sollen, kennt der/die Illustrator/in schon die Anforderungen und die gewünschte Stilrichtung.
OFT MÜHSAM: RECHERCHE NACH ILLUSTRATIONEN IN BILDDATENBANKEN
Wollen Sie für die Bildkommunikation Grafiken und Illustrationen aus Bilddatenbanken verwenden? Dann blieben Sie möglichst bei einem/r Illustrator/in, dessen Stil Ihnen gefällt. Denn jeder Künstler hat seinen eigenen Stil. Einen Mix aus unterschiedlichen Illustrationsstilen wirkt unprofessionell.
Werden nicht alle Themen oder Bildmotive von einem Künstler abgedeckt, dann suchen Sie in der Bilddatenbank gezielt nach Illustrationen, die im einheitlichen Stil erstellt wurden. Unterschätzen Sie nicht den Zeitaufwand für die Recherche. Meistens ist es besser, eine/n professionellen Illustrator/in zu beauftragen, der die Zeichnungen speziell für Ihr Projekt anfertigt. Dann wirken alle Illustrationen aus wie aus einem Guss und Sie haben allein die Nutzungsrechte. Und wenn später weitere Zeichnungen ergänzt werden sollen, kennt der/die Illustrator/in schon die Anforderungen und die gewünschte Stilrichtung.
Beispiel B2B: Illustrationen für eine Broschüre
Für eine Messe wurde ich mit einer Broschüre beauftragt, als es lediglich einen Prototypen für das Produkt gab. Fotos, die den Einsatz des Produktes zeigen sollten, konnten nicht geliefert werden. Deshalb habe ich ein Bildkonzept ausgearbeitet, das auf Illustrationen basiert. Die Zeichnungen demonstrieren den Produkteinsatz perfekt. Und zwar so gut, dass sie nie durch Produktfotos ersetzt wurden.
DIE KÜR: GRAPHIC RECORDING
DOKUMENTATION VON MEETING-ERGEBNISSEN IN BILDERN - UND DAS LIVE VOR ORT
Die Grafikerin Ruth Wengenroth dokumentiert und illustriert gesprochene Inhalte live und vor Ort auf Workshops, Tagungen oder während Meetings. Sie muss nicht nur schnell und gut zeichnen können, sondern verstehen, um was es geht und welche Aussagen und Zusammenhänge wichtig sind.
Die Künstlerin erklärt auf ihrer Website, warum Graphic Recording so im Trend ist:
Bilder bringen Erinnerungen und somit Emotionen ins Spiel
Was emotional verknüpft ist bleibt besser im Gedächtnis
Sprache wird sichtbar
Publikum ist gespannter, neugieriger und zugleich aufmerksamer und kreativer
Produktivität der Veranstaltung wird erhöht
Prima kreative Meeting-Dokumentation
VISIONSBILD - DIE ZUKUNFT IN BILDERN SKIZZIEREN
“Auch Visionen und Ziele lassen sich prima illustrieren und schaffen maximale Transparenz für Ideen, Strategien und Pläne, zum Beispiel wo das eigenen Unternehmen in 5 oder 10 Jahren stehen will”, ist sich Ruth Wengenroth sicher.
Beispiel Magazin: Deutsche Angsthilfe
Wie drückt man Angst, Angstzustände oder Panikattacken in Bildern aus? Und das möglichst nicht negativ? Beim Relaunch der daz, der Deutschen Angstzeitschrift haben wir diese Frage diskutiert und kamen schnell zum Entschluss, hierzu Illustrationen einzusetzen. Und zwar solche, die das Thema positiv darstellen, den Lesern keine Angst vermitteln.
Beispiele für Illustrationen auf Websites
Nach gut illustrierten Websites im Businessbereich musste ich regelrecht suchen. Künftig wird es sicher mehr geben, denn Illustrationen liegen ziemlich im Trend.
Hier noch ein wunderschönes Beispiel eines US-Anbieters für Hausratversicherungen. Individuelle Illustrationen in fröhlichen Farben ziehen sich durch die gesamte Website – teilweise animiert. Sogar im Preismodell sind die liebevoll gestalteten Illustrationen zu finden.
Diese Website ist ein wahrer Augenschmaus und hebt sich aus dem normalen Versicherungs-Einerlei mit Fotos von überglücklichen Kunden und smarten Beratern aus dem Stockfoto-Einheitsbrei deutlich ab. Chapeau!
Quelle: Website Armadillo
formate und auflösung
Vektorgrafiken für maximale Flexiblität
Ob Sie Illustrationen anfertigen lassen oder über Stockagenturen kaufen: Wählen Sie am besten das Vektorformat (AI, EPS, PDF oder SVG). Die Grafiken lassen sich beliebig skalieren, die Linien im Nachhinein stärker oder feiner machen, man kann Farbflächen und/oder Linien umfärben und vieles mehr. Beispielsweise kann die Hintergrundfarbe geändert werden, da die Elemente von Vektorgrafiken in Ebenen angelegt sind, d.h. sie lassen sich einfach freistellen.
Natürlich ist die Auslieferung der Illustrationen im Vektorformat meist teurer, da dies für die/den Illustrator/in mehr Aufwand bedeutet. Teilweise werden die Ilustrationen erst mit Stiften gezeichnet und dann erst in digitale Formate übertragen. Das kommt widerum ganz auf die Stilrichtung an. Wenn Sie planen, die Illustrationen langfristig einzusetzen, wird sich der Mehraufwand lohnen. Sprechen Sie diesen Punkt auf alle Fälle vorab mit dem Illustrator ab.
JPG, PNG und TIF
Um die Illustrationen in Print-Layouts einzubetten oder auf die Website hochzuladen, bieten sich die gleichen Formate und Grafiken an, die Sie von den Fotos her kennen. PNG- und TIF-Dateien lassen sich freistellen, d.h. auf einen farbigen Hintergrund setzen. JPG-Dateien hingegen nicht. Bei JPG-Dateien können Sie die Auflösung gut reduzieren, ohne dass die Illustration an Qualität verliert.
Detaillierte Informationen zu Bildformaten, Auflösung für Web und Print habe ich in einem früheren Blogbeitrag zusammen gefasst.
Beispiel Visual Storytelling mit Zeichnungen: Relaunch der Baderegeln für die Isarrettung
Die Wasserwacht München Mitte wurde ein Jahr lang von unserem ehrenamtlichen Netzwerk ‘A runde Sach’ unterstützt. Unter anderem wünschte sich das Team der Isarrettung neue Zeichnungen für die Baderegeln. Heike Haas machte sich ans Werk und erstellte die wunderbaren aussagekräften Illustrationen im einheitlichen Look und Farbgebung.
(Illustrationen: Heike Haas)
Entwürfe für die neuen Baderegeln der Wasserwacht München Mitte.
Die Grafiken sind urheberrechtlich geschützt. Anfrage zur Nutzung über Heike Haas.
Fazit
Illustrationen sind eine wundervolle Alternative für Bildkonzepte. Ob sie allein oder in Kombination mit Fotos eingesetzt werden: Sie müssen auf die Zielgruppe zugeschnitten sein und sich gut in andere verwendete Bildwelten integrieren lassen. Werden Serien oder Bildstrecken benötigt, empfiehlt es sich, eine/n Illustrator/in zu beauftragen und diese/n gut zu briefen.
Quelle der Illustration auf dem Titelbild: Lion Fleischmann