Eingerahmt: Fotograf Christian Manthey im Interview

Personal Branding und glaubhafte
Unternehmensfotografie: Wie gelingt das?

Authentizität in der Fotografie – nie war sie so gefragt wie jetzt. Denn inmitten digitaler Fake-Welten und virtuellem Content, der von KI-Technologie ausgespuckt wird, sehnen wir uns nach echten Inhalten, nach glaubhaften Fotos von realen Menschen und Situationen. Denn unser Unterbewusstsein entlarvt Bilder, wenn sie gestellt wirken und nicht die Wirklichkeit abbilden.

Christian Manthey steht wie kein Anderer für authentisches und ehrliches Storytelling, das Vertrauen beim Betrachter schafft. Der erfahrene Businessfotograf erzählt visuelle Geschichten von Unternehmen, Teams, Führungskräften und Persönlichkeiten. Genauso wie ich ist Christian davon überzeugt, dass Bilder verkaufen können, also im Content Marketing eine vertriebliche Aufgabe übernehmen.

Mich beeindruckt seine Passion für authentische Fotografie und ich bin begeisterte Hörerin seines Podcasts BE SEEN – REAL & RAW. Um so mehr freut es mich, dass ich Christian für ein Interview in der Reihe “Eingerahmt” gewinnen konnte. Wir steigen direkt ein …



Wie haben Storytelling und Personal Branding die Fotografie im Allgemeinen verändert? Welchen Einfluss hat Social Media auf die Businessfotografie genommen?


Storytelling und Personal Branding haben die Fotografie direkter, persönlicher und damit meiner Meinung nach interessanter gemacht. Vor allem in der Businessfotografie. Gab es früher bestenfalls ein altes Gruppenfoto auf der ‚Über uns‘-Seite, wird heute die gesamte Unternehmenskultur über Bilder kommuniziert, bis hin zu mehrmals täglichen Live-Shootings und Videos. Diese Bilder werden nicht nur für den Vertrieb, sondern beispielsweise auch für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter genutzt.

Ohne Social Media und seine Möglichkeiten hätte es diese Entwicklung sicherlich nicht gegeben. Jedes neue Medium verändert, welche Inhalte gebraucht und wie sie produziert werden. Social Media ermöglicht uns eine sehr direkte und unmittelbare Kommunikation mit unserer Zielgruppe und hat eine enorme potenzielle Reichweite zur Erreichung unternehmerischer Ziele.



Welchen Einfluss haben Storytelling und Personal Branding auf die visuelle Außendarstellung von Unternehmen? Was ist in der unternehmensweiten Bildsprache heute wichtig, um sich vom Wettbewerb abzuheben?


Storytelling und Personal Branding haben im Unternehmensumfeld eine starke Wirkung auf die Außenwirkung, die wahrgenommene Kompetenz und Wertigkeit - immer im Einklang mit den Werten, der Individualität und dem Lifestyle der Zielgruppe. Die Bildsprache ist heute stärker auf Emotionen und Persönlichkeiten ausgerichtet als auf das reine Abfotografieren und Durchnummerieren einer vorgegebenen Anzahl von Bildern und Situationen.

Es geht darum, eine unverwechselbare Identität zu schaffen, die die Kultur, Philosophie und Geschichte des Unternehmens widerspiegelt. Damit meine ich vor allem aktuelle und bewegende Geschichten aus dem Unternehmensalltag.



Auf Deiner Website fragst Du: „Was würde es für Dich und Dein Unternehmen bedeuten, echt und ehrlich sichtbar zu sein?“ Was ist für Dich „echt und ehrlich“ und wie drückst Du das mit Deiner Fotografie aus?


„Echt und ehrlich“ bedeutet für mich, authentisch und transparent zu sein und das wahre Gesicht des Unternehmens zu zeigen. In einer Welt voller ‚Fake News‘ und massiv retuschierter Fotos ist Wahrheit eine harte Währung.

Ich lasse mich auf mein Gegenüber, seine Situation und sein Umfeld ein. Und ich arbeite dabei nicht nach vorgegebenen Posen oder danach wie jemand auszusehen hat. Ich bewege mich viel mit meinem Gegenüber durch verschiedene Situationen, so dass ein Flow im Shooting entstehen kann.


 

Gesehen werden, das ist Christians Credo. So auch der Namen seines Podcasts: BE SEEN - REAL & RAW. Überall zu hören, wo es Podcasts gibt.

Er spricht regelmäßig über Personal Branding Fotografie, Sichtbarkeit, Authentizität im Business und wie man sich mit Unternehmensfotografie von der Masse abgrenzt.

 

Inwieweit merken Betrachter von Fotos, beispielsweise Besucher einer Website, dass ihnen keine echten, ehrlichen Fotos vorgesetzt werden?


Ein Betrachter kann durch all die Bilder in unserer Welt gut unterscheiden und erkennen, ob ein Foto echt und ehrlich ist oder nicht. Einem authentischen Foto wohnt immer eine gewisse Leichtigkeit und Natürlichkeit inne, die es von stark gestellten oder massiv bearbeiteten Bildern unterscheidet. Die Authentizität der Bildsprache ist wichtig, weil sie das Vertrauen der Zielgruppe gewinnt und den wahrgenommenen Wert des Unternehmens erhöht.



Also helfen Bilder beim Verkaufen. Wenn wir das wissen, warum tun sich Unternehmer und Mitarbeiter so schwer damit, sich einfach vor die Kamera zu stellen und sich fotografieren zu lassen?


Viele Menschen fühlen sich vor der Kamera unwohl, weil sie sich bewusst oder unbewusst unsicher sind oder sich nicht so sehen können, wie sie wirklich sind. Häufige Ursache sind sind meiner Erfahrungen nach gestellte Fotoshootings aus der Kindheit und der Jugend. Hier wurde und wird teilweise immer noch mit Strafen gearbeitet, wenn ein Kind nicht mitspielt.



Ich kenne nur wenige Menschen, die gern im “Rampenlicht” stehen. Man ist vor der Kamera verkrampft, unnatürlich und oft auch unsicher. Wie bereitest Du Deine Kunden auf das Shooting vor?


Als Fotograf trage ich bei meinen Shootings eine große Verantwortung: Ich muss das Vertrauen der Menschen gewinnen, die ich fotografiere. Sich aus einem angespannten Zustand lösen zu können, ist die Voraussetzung für ein gutes Porträt und erfordert von Person zu Person mehr oder weniger meine Unterstützung.

In Personal Branding Shootings beispielsweise bereite meine ‚Models‘ auf das Shooting vor, indem ich sie vorab interviewe und ihnen Zeit gebe, den Druck und die oft überhöhten Erwartungen an sich selbst abzubauen. Hier und da helfen auch einfache körperliche Übungen und Bewegungen.



Die Geschäftsleitung ist von Deiner Philosophie überzeugt, Ihr vereinbart ein Shooting. Was, wenn das Team oder einzelne, aber wichtige Mitarbeiter da nicht mitspielen?


Bedenken und Zweifel gehören dazu und das Recht am eigenen Bild ist ein hohes und zu respektierendes Gut. Niemand sollte dazu gezwungen werden. Die Hauptursache in der Ablehnung liegt oft darin, dass im Unternehmen nicht oder nicht ausreichend kommuniziert wird, warum überhaupt Fotos von einzelnen Personen und Teams gemacht werden. Ist den MitarbeiterInnen wirklich klar, dass die Ergebnisse eines Shootings wertvoll und förderlich für den Erfolg ihres Unternehmens sind, gibt es in der Regel keine Probleme.



Ein ähnliches Thema: Das Fotoshooting wird von der Marketingabteilung organisiert, die Geschäftsleitung/Vorstandsebene räumt aber nur ca. 10 bis 15 Minuten für ein Shooting ein. Wie gehst Du hier vor, welche Argumente kannst Du der Marketingabteilung geben?


In dieser Situation kann das Marketing argumentieren, dass ein qualitativ hochwertiges Fotoshooting Zeit braucht, um authentische und echte Bilder zu erhalten.

Eine gute Vorbereitung ist das A und O. Ich würde dem Marketing empfehlen, die Geschäftsführung über die Ziele und Anforderungen des Shootings zu briefen und einen ganztägig oder mehrtägig ausgelegten Zeitplan zu erstellen. Du kannst ein Unternehmen in seiner Tiefe und Breite nicht in zwei, drei Stunden portraitieren.

Ich unterstütze das Marketing bei der Planung und zähle dabei natürlich auf die Unterstützung der Geschäftsführung.



Woran liegt es eigentlich, dass man sich in den Chefetagen den authentischen Fotos oft nicht genügend Zeit einräumt?


Das Management hat in der Regel einen vollen Terminkalender und Fotoshootings können als Zeitverschwendung angesehen werden. Hier kann ich nur empfehlen, sich im Unternehmen bewusst zu machen, wie wichtig gute und authentische Bilder für die Corporate Identity sind. Wirklich gute Fotos steigern das Image und den wahrgenommenen Wert eines Unternehmens. Sie fördern letztlich das, wofür 99,9% aller Unternehmen am Markt sind: Umsatz und Cashflow.

Wer sich heute als Managerin oder Manager dem nicht verpflichtet fühlt, sitzt meiner Meinung nach am falschen Platz.



In Deinem Podcast sprichst Du viel von Emotionen in der Fotografie. Das Angebot von Unternehmen ist ja nicht immer spaßig rüberzubringen. Ich denke da z.B. Unternehmensberatungen, Kanzleien, Vorstände einer Bank, etc. Wie schaffst Du es bei “steifen” Themen, Emotionen in die Bildsprache zu bringen?


Emotionalität bedeutet für mich, dass sich die gewünschten InteressentInnen angesprochen und verbunden fühlen. In meiner Bildsprache geht es vor allem darum, Vertrauen und Zuversicht zu vermitteln. Um Emotionen in die Bildsprache eines Unternehmens zu bringen, sollte man sich auf die Werte und Kompetenzen konzentrieren und diese in das Shooting integrieren. Über das Branding und die visuelle Gestaltung kann eine Sprache gefunden werden, die zur Zielgruppe und Branche passt.

In eher sachlichen Branchen wie Unternehmensberatungen, Kanzleien oder Banken zählen beispielsweise ein freundlicher und offener Gesichtsausdruck sowie eine positive Körpersprache und zwischenmenschliche Interaktionen.



In unserem Vorbereitungsgespräch hast Du von einem „nachhaltigen Bilderpool“ gesprochen. Wie definierst Du den? Was ist zu beachten, wenn man sich einen solchen Bilderpool aufbaut?


Unter einem nachhaltigen Bilderpool verstehe ich ein offenes Archiv von Business-Fotos, die über einen längeren Zeitraum und nicht nur einmalig verwendet werden. Um einen nachhaltigen Bilderpool aufzubauen, sollte man auf eine hohe Qualität der Fotos, eine ausgewogene Vielfalt an Orten, Details, Stimmungen und Personen achten und mehrere Shootings einplanen.

Detail- und Stimmungsbilder haben die höchste ‚Haltbarkeit‘, da sie in der Regel nicht auf bestimmte Personen fokussiert sind. Dadurch haben sie aber auch den geringsten vertrauensschöpfenden Wert zur Zielgruppe und sind daher immer nur als Ergänzung zu sehen.

Es sollte darauf geachtet werden, möglichst lange bzw. unbefristete Nutzungsrechte mit dem Shooting zu erwerben, um nicht nachlizenzieren zu müssen oder gar schadenersatzpflichtig zu werden, wenn man ein paar Jahre alte Bilder verwendet und das abgelaufene Nutzungsrecht vergisst.

Aktuelle Trends, eine sich verändernde Belegschaft oder Rebrandings lassen sich neben einem nachhaltigen Bilderpool nur durch neue Business Fotos realisieren.



Christian, hab vielen Dank für die Einblicke in Deine Arbeit und unseren Austausch. Magst Du uns noch verraten, welches Dein persönliches Lieblingsbild ist? Wo hängt es bei Dir in der Wohnung?


Mein Lieblingsbild ist im Moment kein Foto, sondern ein Bild, das ich mit 11 Jahren im Schulunterricht gemalt habe. Vor einem Jahr habe ich es wieder entdeckt. Seitdem hängt es im Wohnzimmer.



 

Über christian manthey

“Zeigt der Welt, wer Ihr seid!”, ist die Empfehlung von Christian Manthey. Als Branding und Business Fotograf für UnternehmerInnen sowie kleine und mittelständische Unternehmen hat er sich auf echte und ehrliche Bilder spezialisiert, die eine Geschichte erzählen und Vertrauen schaffen. Der erfahrene Businessfotograf bringt nicht nur das nötige technische Know-how mit, sondern auch den Instinkt für authentisches und ehrliches Storytelling. Mit jedem Foto erzählt er die Geschichte eines Unternehmens auf eine unverwechselbare Art.