Fotografie im Unternehmen: Lächeln - aber richtig
Lächeln, selbstbewußt und positiv wirken - das ist für Businessfotos wichtig. Aber Lächeln ist nicht gleich Lächeln. Es gibt das “aufgesetzte” Lächeln, das ehr künstlich ist. Und das authentische, natürliche, ein Lächeln von innen heraus. Und das ist wichtig bei der Unternehmensfotografie - egal ob es Portraits der Geschäftsleitung und Teams werden, oder Business-Situationen, d.h. Storytelling abgebildet werden. Denn der Betrachter spürt sehr wohl, ob er wirklich angelächelt wird.
Lächeln für das virtuelle Schaufenster
Die Unternehmenswebsite, Social Media Kanäle oder der Blog: Die Online-Kanäle ersetzen das Schaufenster, den Ladenbesuch, das Gespräch mit dem Verkäufer und Berater. Und genauso wie im Laden wollen wir gern spüren, dass das Unternehmen kompetent, professionell und serviceorientiert ist. Sich um mich, den Kunden, ernsthaft bemüht.
Nur dass auf der Website oder in der Broschüre der echte Menschenkontakt fehlt. Als Ersatz dienen Fotos oder bewegte Bilder, also Videos. Und dazu müssen die Mitarbeiter des Unternehmens nunmal vor die Kamera. So einfach ist das. Zumindest für den Webdesigner oder die Werbeagentur. Stockfotos, d.h. Bilder aus Bilddatenbanken schaffen es nur selten, den Spirit eines Unternehmens rüber zu bringen.
Kamerascheu - da lassen wir gern anderen den Vortritt
Es gibt nur wenige Menschen, die gern ein Fotoshooting über sich ergehen lassen. Die meisten von uns sind stehen nicht gern im Scheinwerferlicht. Immer wieder höre ich “ich hasse es, mich selbst darzustellen, ich mag nicht auf dem Präsentierteller sitzen.” Wie aber sollen Webbesucher einen Eindruck von uns als Unternehmer, Ansprechpartner, Experten, Verkäufer bekommen? Insbesondere in beratungsintensiven Bereichen müssen Kunden ein gutes Bauchgefühl spüren, ehe sie den Geldbeutel aufmachen. Es geht also nicht um Selbstdarstellung. Die Unternehmensfotografie hat die Aufgabe, dem Betrachter das Gefühl zu geben, als ob wir live vor ihm stehen. Ihn spüren zu lassen, wie das Unternehmen tickt.
Unser Unterbewusstsein scannt die Fotos und macht sich sein eigenes Bild
Welches Foto wir als “gut” einstufen, welches nicht, das entscheiden gar nicht wir selbst, sondern wird von unserem Unterbewusstsein gesteuert.
Verhaltensbiologin Konstanze Meindl erklärt wissenschaflich, warum wir dieses gute Gefühl brauchen, wenn wir Menschen beurteilen: “Hat man sich auf dem falschen Fuß kennen gelernt, gibt man der anderen Person selten eine zweite Chance.
Aus biologischer Sicht begründet sich dieses Verhalten auf der Angst hintergangen oder ausgenutzt zu werden. Wir erkennen die Gesichter derer, die den Eigennutz über das gemeinsame Wohl stellen, leichter wieder als das Gesicht einer selbstlos handelnden Person. Diese Form des Erkennens von Betrügern, im evolutionären Kontext, nennen Soziobiologen ein ‘adaptives Problem’. So bezeichnet man wiederkehrende Situationen, die sich nur durch Anpassung an die Situation sozial möglichst erfolgreich lösen lassen. In Bezug auf das eigene Business handelt sich um das Erkennen der Arbeitsmotivation, der Teamfähigkeit oder Fähigkeit zur Zusammenarbeit.” [1]
Echtes versus unechtes Lächeln
Verhaltensbiologin Konstanze Meindl ist sich sicher: “Das Lächeln ist sowohl in der Verhaltensbiologie, als auch in der Fotografie ein ganz wichtiges Thema. Wesentlich ist, dass es zwei verschiedene Arten von Lächeln gibt.
Das echte Lächeln beschränkt sich nicht nur auf die Mundpartie, sondern wird durch einen der Wangenmuskeln gebildet. Durch das Anspannen diese Muskels (M. zygomaticus) bilden sich gleichzeitig die sogenannten "Krähenfüße", die Fältchen seitlich an den Augen. Auch wenn diese Fältchen sich im Laufe im Laufe des Lebens immer stärker einprägen, sind sie doch das Zeichen für viele fröhliche Momente. Denn dieses Lächeln wird von deinen Emotionen gesteuert und ist ein Zeichen echter Freude.
Beim "unechten" Lächeln lachen die Augen nicht mit. Dieses Lächeln wird von einem anderen Muskel (M.risorius) gebildet und es werden dabei lediglich die Mundwinkel bewegt. Es wäre allerdings nicht richtig, dieses Lächeln als "falsch" abzustempeln. Die Muskelbewegung stammt laut D. Morris vom Angstgesicht der Affen ab, die damit ihrer Umgebung zeigen, dass sie harmlos und friedlich gestimmt sind. Das unechte Lächeln zeigt also durchaus Höflichkeit, es darf nur nicht mit echter, emotionaler Freude verwechselt werden.” [2]
Viele Tipps und Informationen zum Thema authentische Business-Fotografie gibt Konstanze Meindl in ihrer Facebookgruppe oder in ihren Blogbeiträgen
Wie schafft man es, authentisch vor der Kamera zu wirken?
Gute Fotos sind immer harte Arbeit
Hinstellen, lächeln und knipsen - das funktioniert nicht. Bei den meisten Fotoshootings dauert es eine Weile, bis es dem Fotografen gelingt, die Personen so rüber zu bringen, wie sie in echt - also ohne Kamera - sind. Und das gelingt immer am besten, wenn die Personen gar nicht mehr wahrnehmen, dass sie fotografiert werden. Dann fühlen sich sicher und desto wohler sie sich fühlen, umso natürlicher benehmen sie sich. Dann stimmt die Chemie zwischen Fotograf und dem Team oder Fotomodel. Und das merkt dann auch der Betrachter der Fotos.
Der Idealfall: Bei Teamshootings und Fotos im Bereich Storytelling und Dokumentation sind die Menschen so mit sich beschäftigt, dass sie vergessen, dass der Fotograf anwesend ist. Tipp: Das Team unterhält sich dabei nicht über einen “Problemfall”, sondern ehr über eine lustiges Ereignis, das die anderen zum Lachen bringt.
TIPP: So bringt man sich vor Portraitaufnahmen in gute Stimmung
Positiv vor der Kamera wirken, das fällt nicht immer leicht. Besonders dann, wenn man vor dem Fotoshooting ein anstrengendes Meeting hatten. Die Gedanken um das ernste Gespräch kreisen vielleicht im Kopf. Und genau das sieht man dann leider auf den Fotos. Deshalb ist es wichtig, mit mentalen Übungen erstmal den Kopf frei zu kriegen. Negative Gedanken, Sorgen und andere Gedanken, die Unwohlsein auslösen, müssen verscheucht werden. Genauso wie Sportler können wir uns für die Dauer des Fotoshootings in Hochstimmung bringen, vor Motivation, Erfolgsgefühl und Leidenschaft nur so sprühen.
Ich rate meinen Kunden, kurz die Augen zu schließen und sich in die Stimmung zurück zu versetzen, die sie in einer überaus positiven Situation hatten. Aufgabe ist es, das Glücksgefühl erneut abzurufen, in dem sie vor Stolz fast geplatzt sind, jeden vor Freude umarmen hätten können. Zum Beispiel nach einem gelungenen Seminar: Augen schließen und das Beifallsklatschen der Teilnehmer wieder in Erinnerung rufen. Oder das Gefühl abzurufen, das wir empfunden haben, als wir nach einer herausfordernden Verhandlung den sensationellen Auftrag erhalten haben. Oder wie stolz wir waren, als wir das tolle Feedback unseres Kunden erhalten haben.
Gelungene Beispiele: Positive Ausstrahlung in der Unternehmensfotografie
Fazit:
Gute, authentische Fotos brauchen Zeit. Und Fotografen sollten ein Gespür dafür haben, wie sie Menschen vor der Kamera zum “leuchten” bringen, ihre natürliche Ausstrahlung auf den Fotos festhalten. Das Lächeln muss echt sein. Denn der Betrachter merkt, ob ihm etwas vorgespielt wird.
Die Vorarbeit ist wichtig: Hilfreich für den Fotografen ist ein gutes Briefing der Agentur, die die Bilder für die Website oder Print nutzen will. Oder idealerweise ein Bildkonzept, in dem alle Kriterien für das Fotoshooting in einer Art Checkliste zusammen gefasst sind. Verhaltensbiologin und Fotografin Konstanze Meindl erarbeitet mit ihren Kunden vorab ein Storyboard, ehe sie zur Kamera greift.
bildsprache-konzept als basis für die unternehmensfotografie
Damit die Bilder authentisch wirken und bei der Zielgruppe ankommen, ist ein Bildkonzept eine gute Basis. Hier wird definiert, welche Kriterien die Fotos erfüllen sollen. Auf das Konzept können mehrere Fotografen zurück greifen und so passen Bilder aus verschiedenen Shootings ideal zusammen.
Schreiben Sie mir, wenn Sie an einem individuellen Bildkonzept interessiert sind.
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Quellenangaben:
[2] Facebook-Post: Konstanze Meindl I The Biological View für Unternehmer/innen 10. März
Fotos: Angelika Güc oder Quellenangaben unter dem jeweiligen Foto